Jean Cayrol, geboren am 6. 6. 1911 in Bordeaux. Er studierte Rechtswissenschaften und Literatur. 1937 wurde er Bibliothekar, zwei Jahre später Soldat. Ab 1941 in der Résistance aktiv. 1942 Gefangenschaft und Deportation in das Konzentrationslager Mauthausen. Verurteilung zum Tod, Begnadigung zur Strafkolonie. 1945 Rückkehr. Bei den Editions du Seuil, wo seine Bücher erscheinen, literarischer Berater und ab 1949 Mitglied des Verlagskomitees. Cayrol war Herausgeber der sporadisch erscheinenden Zeitschrift “Ecrire”, in der erste Werke junger Autoren vorgestellt wurden; zu den von ihm geförderten Autoren gehörten u.a. Roland Barthes und Philippe Sollers. Er starb am 10. 2. 2004 in Bordeaux.
* 6. Juni 1911
† 10. Februar 2004
von Walter Helmut Fritz und Julia Kabierske
Essay
“Schreiben”, hat Jean Cayrol notiert, “heißt die Leere erschaffen, worin die furchtbare Tatsache, daß das Rettende fehlt, erkennbar wird.” Die Leere erschaffen – in der Paradoxie entsteht eine Spannung, die eine der Konstanten in Cayrols Werk ist: in seinen zahlreichen, zunächst noch gelegentlich an Supervielle oder Apollinaire erinnernden Lyriksammlungen, deren erste – “Le Hollandais volant” (Der fliegende Holländer) – 1936 erschien; in seiner erzählenden Prosa, die 1947 einsetzt mit dem Roman “On vous parle” (Man spricht zu euch); schließlich in seinen Filmen, beginnend mit “Nuit et Brouillard” (Bei Nacht und Nebel) ...